20––21

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Bilder: Swiss-Ski/Stephan Bögli

Anders als vor einem Jahr, als er nur während weniger Wochen tangiert gewesen war, wurde der Schneesport 2020/21 von der Corona-Krise mit voller Wucht erfasst – auf allen Ebenen. Im Herbst 2020 gab es allenthalben Fragezeichen und Ungewissheit.

Letztlich konnten im Bereich Leistungssport die Weltcups und Weltmeisterschaften mit ein paar Ausnahmen plangemäss durchgeführt werden, während im Breitensport und auf Stufe U16 während Monaten Stillstand herrschte. Im Interview blickt Bernhard Aregger, CEO von Swiss-Ski, auf eine in allen Belangen aussergewöhnliche Saison zurück.

Bernhard Aregger, im Geschäftsjahr 2019/20 hat Swiss-Ski die Corona-Auswirkungen lediglich am Rand gespürt. Wie steht der Verband ein Jahr später, nach der überaus herausfordernden Corona-Saison 2020/21, wirtschaftlich da?

Bernhard Aregger: Die Perspektiven vor Saisonbeginn waren keine einfachen, gleichwohl stehen wir heute finanziell ausgeglichen da. Es wurden verschiedene Szenarien berechnet – bis hin zum Worst Case, dass nichts würde stattfinden können. Wir haben letztlich dank grossen Efforts unseren Beitrag dazu geleistet, dass Veranstaltungen möglich wurden und wir nun eine positive Perspektive haben.

Letztlich trat also das Best-Case-Szenario ein?

Ja, es trat unter den gegebenen Voraussetzungen das Bestmögliche ein. Aber eines ist auch klar: Alle bei Swiss-Ski sind dahingehend sensibilisiert, dass einem nichts geschenkt wird und man unverschuldet in eine schwierige Lage kommen kann. Die Arbeiten, die vor einem Jahr begonnen haben, werden nun weiterentwickelt.

«Wir alle gingen gemeinsam in diesen Krisenbewältigungsprozess hinein.»

Wenn dir im vergangenen Herbst gesagt worden wäre, dass der Winter 2020/21 so über die Bühne geht, wie es nun geschehen ist, hättest du dies folglich unterschrieben.

Wenn uns im September jemand gesagt hätte, dass wir bis zum Weltcup-Finale der Alpinen nach Lenzerheide kommen und auf dem Weg dahin mehr als 80, 90 Prozent der Wettkämpfe stattgefunden haben, hätten wir das in der Tat sofort unterschrieben. Ich habe damals gesagt: Wenn wir so weit kommen, haben wir vieles richtig gemacht. Wir hatten eine hohe Lernkurve. Swiss-Ski ist zudem in der glücklichen Lage, auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit langjährigen, treuen Partnern bauen zu können. Von zentraler Bedeutung war und ist das Covid-19-Stabilisierungspaket des Bundes zugunsten des Schweizer Sports. Was ich in den vergangenen Wochen und Monaten wunderbar fand, ist die Tatsache, dass wir – die Veranstalter, Partner, Swiss Olympic und Swiss-Ski – einander gegenseitig halfen.

Niemand hat je zuvor Weltcup-Veranstaltungen unter den derzeitigen Rahmenbedingungen organisiert und entsprechende Erfahrungen machen können; vieles basierte lediglich auf Annahmen. Wir mussten miteinander von null auf hundert fahren. In dieser herausfordernden Phase ist die Schweizer Schneesport-Familie noch enger zusammengerückt, wobei Swiss-Ski eine sehr aktive Rolle einnahm. Dies wurde durchs Band sehr geschätzt. Ich hoffe, dass diese enge Zusammenarbeit auch die Basis für die Zeit nach Corona sein wird.

«Niemand hat je zuvor Weltcup-Veranstaltungen unter den derzeitigen Rahmenbedingungen organisiert und entsprechende Erfahrungen machen können; vieles basierte lediglich auf Annahmen. Wir mussten miteinander von null auf hundert fahren.»

Bernhard Aregger, CEO von Swiss-Ski

Welche waren aus deiner Sicht die wichtigsten Projekte, die Swiss-Ski im Geschäftsjahr 2020/21 angestossen hat?

Zentral ist, dass die technologische Entwicklung unentwegt vorangetrieben wird. Hierbei besonders zu erwähnen ist im sportwissenschaftlichen Bereich das Athleten-Monitoring, welches beispielsweise hilft aufzuzeigen und zu erklären, warum eine Kurve im Karriereweg abflacht oder welche Gegebenheiten vorhanden sein müssen, damit eine Athletin oder ein Athlet die gewünschte Leistung abrufen kann. Von grosser Bedeutung sind weiter die verschiedenen Nachwuchsprojekte, die initiiert oder vorangetrieben wurden. Gäbe es diese nicht, wäre eine sportlich erfolgreiche Zukunft utopisch. Es ist uns gelungen, im vergangenen Geschäftsjahr in diesem Bereich wichtige Meilensteine zu setzen. Wir dürfen uns nicht limitieren in dem Sinne, dass nur ganz wenige Athletinnen und Athleten oben sein können. Das Ziel darf demnach nicht eine Pyramide sein, sondern vielmehr eine Art Silo.

Ein Projekt ist die Verlegung des Verbandsitzes von Muri nach Worblaufen. Welche Chancen sind damit für Swiss-Ski verbunden?

Die Anforderungen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert, unser Verband ist gewachsen. Ein zentrales Thema ist die Digitalisierung, auch übernimmt Swiss-Ski immer mehr Verantwortung, was die Durchführung und Vermarktung von Anlässen anbelangt. All dies führt dazu, dass der Personalbedarf gestiegen ist. In Worblaufen finden wir eine Büroarchitektur vor, die jener hochinnovativen Umgebung entspricht, in welcher wir uns befinden.

«Eine sichere und reibungslose Durchführung der Olympischen Spiele hätte weltweite Ausstrahlung und würde aufzeigen: Der Schneesport ist zurück, Grossanlässe sind wieder möglich.»

Was hat dich – neben den zahlreichen sportlichen Erfolgen – in der Saison 2020/21 am meisten gefreut?

Wir wurden mit enormen Schwierigkeiten konfrontiert, die noch vor anderthalb Jahren unvorstellbar waren. Dass wir als gesamtes Swiss-Ski Team diese Hürden meistern konnten und nun so gut dastehen, erfüllt mich mit grosser Dankbarkeit und Stolz. Man darf nicht vergessen: Die meisten unserer Leute mussten noch nie eine Krisensituation in ähnlichem Ausmass meistern. Aber wir alle gingen gemeinsam in diesen Krisenbewältigungsprozess hinein. Dieser kam immer besser ins Laufen, das Team rückte zusammen. Und letztlich können wir das Geschäftsjahr sogar ausgeglichen abschliessen. Für mich als operativer Chef war das ein Highlight – jede und jeder hat einen wichtigen Beitrag hierzu geleistet.

Wie erwähnt hat der Leistungssport unter Berücksichtigung der jeweiligen Covid-19-Schutzkonzepte fast alle seine Events durchführen können. Deutlich schwieriger präsentierte sich der Winter 2020/21 für den Breitensport.

Im Herbst haben wir noch gehofft, dass wir die Nachwuchs- und Breitensportveranstaltungen würden durchführen können. Irgendwann hatten wir dann Klarheit, dass dies aufgrund behördlicher Verfügungen nicht möglich sein wird. Wir mussten danach unverzüglich einen Plan B entwickeln. Wichtig war, ein Instrument zu finden, um die Kinder und Familien aktivieren und die Nähe zum Schneesport aufrecht erhalten zu können. Mit der «Challenge 21» ist uns dies gelungen – über alle elf Sportarten hinweg.

Im März kamen dann die ersehnten Lockerungen, Wettkämpfe wurden auch auf U16-Stufe wieder möglich. Am ersten Wochenende danach wurden mehr als 4500 Einzelresultate registriert, es herrschte Aufbruchstimmung. Diese war allenthalben zu spüren. Wir waren bereit, als die Lockerungen Tatsache wurden. Die ganze Maschinerie hätten wir ansonsten nicht innerhalb von drei Tagen herauffahren können. Wir hoffen nun wie alle auf dieser Welt, dass es nun wieder zurück zur Normalität geht.

Stichwort Ausblick. Es endet im nächsten Winter ein Olympia-Zyklus – mit den Winterspielen in Peking als Highlight. Mit welchen Erwartungen und Hoffnungen blickst du der Saison 2021/22 entgegen?

Ich wünsche mir, dass unsere Athletinnen und Athleten zunächst eine möglichst ungestörte Vorbereitung absolvieren können und dann im Winter die Emotionen vor Ort, die wir so sehr vermisst haben, zurückkommen werden. Der Skisport ist ein ausgezeichnetes TV-Produkt, das hat man im vergangenen Winter gesehen. Aber vor Ort die Faszination Schneesport erleben zu können, ist für die Fans wie auch für die Athletinnen und Athleten ungleich schöner. Ganz wichtig ist natürlich eine sichere und reibungslose Durchführung der Olympischen Spiele. Dies hätte weltweite Ausstrahlung und würde aufzeigen: Der Schneesport ist zurück, Grossanlässe sind wieder möglich.

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